Kostenloses Girokonto: Fünf Gründe für das Aussterben

Ein Bankkonto, bei dem keinerlei Gebühren verlangt werden? Kostenloses Abheben von Bargeld, ein kostenloser Zugang zum Online-Banking und ein völlig kostenfreier Kundenservice – das haben viele Banken in der Vergangenheit neuen Kunden versprochen.
Inzwischen ist das einst üppige Angebot von kostenfreien Bankkonten längst nicht mehr so groß. Es gibt zahlreiche Gründe für das Aussterben von Konten ohne jegliche Kosten. Im Folgenden werden die fünf häufigsten Gründe aufgelistet. Trotz des Aussterbens ist ein kostenloses Girokonto noch immer möglich, zu finden auf kostenlosesgirokonto.de.

Aus kostenlos wird kostenpflichtig

Ein kostenloses Girokonto ist nur dann wirklich kostenlos, wenn absolut keine Gebühren verlangt werden. Das gilt nicht nur bei einer Kontoführung ohne Gebühren. Jeder Service muss die Bank seinen Kunden kostenlos zur Verfügung stellen. Dazu gehören das Abheben von Bargeld sowie die Bereitstellung von Serviceleistungen ohne Kosten. Überweisungen, Kontoführung, Änderung von PIN-Nummer oder die Sperrung der Karten bei Verlust – bei einem kostenlosen Konto müssen diese Leistungen komplett ohne Gebühren angeboten werden.
Immer weniger Banken bieten ein entsprechendes Angebot an. Die Gründe dafür sind vielseitig, in erster Linie werden erhöhte Ausgaben und geringere Einnahmen als Gründe vorgeschoben. Aus vielen einst kostenfreien Konten wurde ein gewöhnliches Girokonto, bei den Gebühren für verschiedene Leistungen oder eine pauschale Kontoführungsgebühr erhoben wurde.

 

Grund 1: Weniger Zinsen, weniger Einnahmen

Der Hauptgrund für das Aussterben kostenloser Girokonten ist die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Sie verfolgt seit Jahren einen Kurs des absoluten Nullzins. Seit mehr als sechs Jahren hält die Bank unter der Führung von Mario Draghi an ihrer Nullzinspolitik fest. Die Banken sollen damit angehalten werden, mehr Kredite an Unternehmen und Personen zu vergeben. Die Idee der EZB: mehr Geld im Umlauf soll die Wirtschaft ankurbeln.
Verdienen die Banken keine Zinsen für das gehortete Geld seiner Kunden, leidet das Geschäftsmodell darunter. Mit dem angelegten Geld von Kunden mit einem kostenlosen Girokonto ließ sich in der Vergangenheit Geld durch Zinsen erwirtschaften – bei einer Nullzinspolitik ist das nicht möglich. Die Geldhäuser rücken daher davon ab, ein kostenloses Konto anzubieten.

 

Grund 2: Teure Filialen, keine Einnahmen

Die Geldhäuser sind angehalten, angesichts der Geldpolitik der EZB Geld an jeder Ecke zu sparen. Das führt dazu, dass immer mehr Filialen geschlossen werden. Jede Bankfiliale erzeugt hohe Ausgaben für Personal und Unterhalt. Kunden mit einem kostenlosen Bankkonto haben das Personal in den Filialen mit der Kontoeröffnung und Kontoführung beschäftigt, ohne dass diese Leistung durch Zinsen oder Gebühren bezahlt wurden.
Immer mehr Bankhäuser haben das vollkommen kostenlose Girokonto abgeschafft und Gebühren für Serviceleistungen in der Filiale erhoben. Ein solches Konto darf – auch wenn bestimmte Serviceleistungen nicht in Anspruch genommen werden – nicht als kostenlos beworben werden.

Grund 3: Mehr Sicherheit kostet Geld

Im Zuge der Finanzkrise 2008 erließ das Parlament der EU eine Richtlinie zum Schutz von Spareinlagen. Im Falle einer Bankenkrise ist das Bankguthaben eines Kunden mit einer Summe bis 100.000 Euro geschützt. Geht das Geldhaus insolvent, wird das Guthaben bis zu dieser Summe in jedem Fall ausgezahlt.
Die sogenannte Einlagensicherheit kostet die Bankhäuser in der Europäischen Union Milliarden. Je mehr Kunden mit einem kostenlosen Girokonto eine Bank führt, umso höher sind ihre Ausgaben. Das Aussterben kostenloser Konten hängt daher auch mit der Einlagensicherheit der EU zusammen.

 

Grund 4: Kostenlos heißt kostenlos

Viele Banken bieten ein Girokonto, bei dem die elementarsten Leistungen gebührenfrei zu nutzen sind. Das Abheben von Bargeld am Automaten oder das Tätigen von Überweisungen gehören dazu. Viele Menschen nutzen ausschließlich diese Leistungen, für sie ist ein entsprechendes Konto tatsächlich kostenlos.
Wird jedoch auch nur für eine einzelne Leistung Gebühren erhoben, darf das Geldhaus das Konto nicht mehr als kostenlos bewerben. Das hat das Landgericht Düsseldorf bereits 2017 entschieden. Daraufhin verloren viele Konten den Status als kostenloses Girokonto.

 

Grund 5: Strafzinsen der Banken

Früher verdienten die Geldhäuser Geld mit den Zinsen, die die Europäische Zentralbank ihnen für gelagertes Geld bot. Die Nullzinspolitik brachte das lukrative Geschäft zum Erliegen. Doch nicht nur das – die Banken müssen sogar Strafzinsen zahlen. Lagern sie zu viel Geld, müssen Zinsen an die EZB gezahlt werden.
Für die Kreditinstitute ist es seit einigen Jahren ein echtes Verlustgeschäft, das Geld auf den kostenfreien Girokonten der Kunden zu lagern. Sie zahlen Strafzinsen dafür, Geld auf kostenlos angebotenen Konten zu führen. Sie haben sich daher zu dem Schritt entschieden, Gebühren für bestimmte Leistungen einzuführen. Damit verlor das Konto den Status als kostenloses Girokonto.
Bei der Einführung von Gebühren zeigten sich die Geldhäuser übrigens sehr kreativ. So manche Gebühr für ein eigentlich kostenloses Konto grenzte an Betrug. Zahlreiche Klagen der Verbraucherzentralen belegen das oft sittenwidrige Vorgehen der Banken.

 

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